Macht und Gegenmacht in der digitalen Transformation

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Schwerpunktheft WSI-Mitteilungen 1/2024

Teaser WSi-Mitteilungen 1/2021

Wer die digitale Transformation mitgestalten will, darf sich nicht als einem übermächtigen Prozess ausgeliefert betrachten, sondern muss selbst die Machtfrage stellen. Die Beiträge fragen nach Ansatzpunkten für den Aufbau einer betrieblichen Gegenmacht und arbeiten Konzepte heraus, wie digitale Technologien sinnvoll und zum Wohle der Beschäftigten eingesetzt werden können.

Digitalisierung wird oft als ein unentrinnbarer Fortschrittsprozess wahrgenommen, bei dem es nur noch darum gehe, nicht den Anschluss zu verlieren. Die Komplexität der Technologien und das hohe Innovationstempo bringen die betrieblichen Interessenvertretungen an ihre Kapazitätsgrenzen. Ihr Anspruch, die digitale Zukunft mitzugestalten, droht ins Leere zu laufen.

Tatsächlich ist die Entwicklung widersprüchlicher und offener, als es auf den ersten Blick erscheint. Wer die digitale Transformation mitgestalten will, darf sich nicht als einem übermächtigen Prozess ausgeliefert betrachten, sondern muss selbst die Machtfrage stellen. Die Beiträge dieses Schwerpunktheftes rücken deshalb die betrieblichen Macht- und Herrschaftsverhältnisse in den Fokus. Sie analysieren an verschiedenen Beispielen die Formen, die Macht in der digitalen Transformation annehmen kann. Sie fragen nach Ressourcen und Ansatzpunkten für den Aufbau einer betrieblichen Gegenmacht und arbeiten Ideen und Konzepte heraus, wie digitale Technologien sinnvoll und zum Wohle der Beschäftigten eingesetzt werden können. Dabei geht es nicht zuletzt darum, wie die Beschäftigten durch den Einsatz digitaler Tools selbst eine Gegenmacht aufbauen können.

Damit der Aufbau von Gegenmacht gelingt, ist eine Vorstellung nötig, wohin die digitale Entwicklung gehen soll. Es gilt, den Blick für die Potenziale digitaler Transformation zu öffnen, die durch die künstlich erzeugten Hypes verdeckt werden. Aber Lösungen eröffnen sich nicht von selbst, sondern müssen erarbeitet und durchgesetzt werden.

Die gedruckte Fassung der WSI-Mitteilungen 1/2024 ist beim Nomos-Verlag erhältlich.

Editorial

Tobias Kämpf, Miriam Klöpper, Stefan Lücking:
Macht und Gegenmacht in der digitalen Transformation

Aufsätze

Pauline Schneider, Olaf Struck:
Digitale Technik und schwindende Machtressourcen in der Transportlogistik 4.0

Julia Bringmann, Benjamin Henry Petersen, Philipp Staab:
Vernetzte Klinik. Neue Spannungen und neue Allianzen

Sonja Köhne, Miriam Klöpper, Georg Von Richthofen, Hendrik Send:
Autonomer dank Algorithmen? People Analytics aus Perspektive der Selbstbestimmung

Tanja Carstensen, Kathrin Ganz:
Künstliche Intelligenz und Gender – eine Frage diskursiver (Gegen-)Macht?

Tobias Kämpf, Thomas Lühr:
Angestellte und Mitbestimmung in der digitalen Transformation. Zum Wandel der Arbeitsbeziehungen im Büro

Nele Dittmar:
Tarifpolitik zu Digitalisierung – Gestaltung von Machtrelationen in der Arbeitswelt

Philipp Frey, Felix Gnisa, Linda Nierling:
Demokratische Technikgestaltung in der Arbeitswelt. Visionäre Impulse aus Genossenschaften und industrieller Alternativbewegung für den digitalen Wandel

Aus der Praxis

Falko Blumenthal:
Digitale Betriebsratsgründung

Julia Kloiber:
Putzkräfte der digitalen Plattformen. Social-Media-Content-Moderator*innen wehren sich gegen psychische Belastungen, schlechte Bezahlung und Ausbeutung

Debatte

Johanna Wenckebach:
Arbeitszeiterfassung als Machtfrage der Digitalisierung

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Kategorien Digitalisierung, Mitbestimmung